"Jetzt Unternehmen"-Interview mit Franz Koll

Der Bellaflora-Geschäftsführer spricht über die Zukunft seines Gartencenter-Unternehmens und den Garten als Ort der Entschleunigung.

Wie geht es Ihnen aktuell?
bellaflora geht es aktuell sehr gut!
 

Wie laufen die bellaflora Gartencenter aktuell (Kundenfrequenz, Umsatzentwicklung..)?
Das Geschäft läuft seit der Wieder-Eröffnung am 14.04. sensationell. Sowohl die Kundenfrequenz als auch der Umsatz je KundIn sind toll.
 

Gartencenter und Baumärkte waren unter den ersten Betrieben, die wieder eröffnen durften. Wie wichtig war das?
Es war enorm wichtig, da wir uns mitten in unserer Hauptsaison befinden und hier zählt jeder Tag.
 

Wie groß war der Andrang?
Es war auch für uns spannend, und wir konnten es selbst nicht einschätzen, wie sich der Kundenandrang entwickelt – ob noch verhalten oder nicht. Fakt ist, der Andrang war und ist nach wie vor groß und trotz der Hygienemaßnahmen waren die KundInnen ausgesprochen diszipliniert, geduldig und haben ihren Einkauf sehr genießen können. Das Thema Garten ist aktuell wichtiger denn je – Garten, Terrasse und Balkon werden als entschleunigend und Wohlfühloase empfunden. Hier kann man durchatmen und auch Neues schaffen. So bleibt man mit der Natur in Verbindung.
 

Ist die Nachfrage anhaltend hoch? Liegt sie über dem Vorjahres-Vergleichszeitraum?
Ja, die Nachfrage ist weiterhin stark und liegt über den Vorjahreszeiträumen.
 

Stellen Sie ein verändertes Kaufverhalten fest?
Ja, die KundInnen kaufen bewusster ein, und hier werden wir als Unternehmen derzeit belohnt für jene Dinge, die wir immer schon als wichtig erachtet haben und mehr denn je praktizieren – wir sind ein österreichisches Unternehmen, wir leben Nachhaltigkeit, setzen auf Regionalität, Bio, Vielfalt und Kompetenz.
 

Bellaflora hat bereits einen Online Shop. Wurde dieser während des Shutdowns intensiv in Anspruch genommen?
Wir haben diesen Online-Shop in kürzester Zeit aus der Erde gestampft, und dieser war speziell während des Shut-Downs sehr frequentiert und wichtig.
 

Viele sprechen aktuell bereits von einer Wiederkehr des Biedermeier. Die Menschen ziehen sich wieder stärker in ihre Heime zurück. Spüren Sie das?
Ja, wir merken das auch. Die KundInnen holen sich quasi ihr Urlaubsdomizil nach Hause und machen es sich im Garten, auf der Terrasse, am Balkon oder auch drinnen schön.
 

Sehen Sie sich als Krisen-Gewinner?
Nein, als Krisengewinner würde ich uns nicht sehen. Wir hatten schließlich einen ganzen Monat in unserer Hauptsaison geschlossen, was auch für uns herausfordernd war.
Aber es stimmt sicher, dass wir durch die jetzige Situation, das Besinnen der KundInnen auf bestimmte Werte und damit verbunden unsere Positionierung, das Sortiment, die Vielfalt, die Regionalität und als österreichisches Unternehmen eher zu den bevorzugten Kundendestinationen zählen, und das freut uns.
 

Gibt es Produktsortimente, die gleich nach der Wiedereröffnung verstärkt nachgefragt wurden?
Die gesamte Saisonware, egal ob blühend oder grün, sowie auch Gemüsen, Kräuter waren sehr stark nachgefragt. Darüber hinaus alles, was den Garten, die Terrasse, den Balkon oder den Innenbereich schön macht.
 

Welche Erfahrungen und Learnings haben Sie als Unternehmer vor oder auch während der Krise gemacht, die Sie unseren LeserInnen gerne mitgeben möchten?
Man lernt durch die Krise zwei Dinge – erstens, alles (oder vieles) ist möglich, wenn man auf einmal in einer doch problematischen Situation steckt und quasi agieren muss. So haben wir z. B. in ein paar Tagen einen Online-Shop aus dem Boden gestampft oder einen neuen Telefonverkauf angeboten. Da wird ein Tanker plötzlich zu einem Schnellboot, dank unserer Top Mitarbeiter. Oder, dass man auch per Videokonferenzen zusammenarbeiten kann, selbst wenn die TeilnehmerInnen zu Hause sind.
Zweitens lernt man daraus, wie wichtig es ist, dass man als Unternehmen halbwegs krisenfest aufgestellt ist und die richtigen PartnerInnen an seiner Seite hat. Da hat man zumindest einen Vorteil, wenn es um Liquidität und Co. geht.
 

Gibt es Geschäftsprozesse / Praktiken, die Sie in dieser Zeit verändert haben?
Wir haben unsere absolute Kundenorientierung beibehalten, aber wir sind agiler und schneller in der Umsetzung gewesen.
 

Wie sieht Ihr Ausblick für Ihr Unternehmen in den nächsten Monaten aus? Was ist Ihre Einschätzung?
Derzeit läuft es sehr gut und ich hoffe, diese Entwicklung hält auch in den nächsten Monaten noch an.
 

Welche Produktgruppen sind aktuell stark gefragt?
Im Pflanzenbereich von klein bis groß, von blühend bis grün. Auch der Selbstversorgertrend ist sichtbar, mit Gemüsen, Kräutern, Obst. Denn der natürliche Garten und unabhängige Selbstversorgung sind mehr denn je im Kommen, bei uns werden derzeit deutlich mehr Produkte wie Obstbäume oder Gemüsepflanzen gekauft. Darüber hinaus sind die Themen Solar und Bewässerungen sehr gefragt.
 

 Gibt es irgendwo Engpässe aufgrund einer erhöhten Nachfrage?
Ja, teilweise kommen die Pflanzen mit dem Wachsen beim/bei der GärtnerIn nicht nach, da gibt es in manchen Bereichen Engpässe. Bis jetzt haben wir dies mit unseren LieferantInnen gut hingebracht.
 

Welche Bedeutung hat „Garteln“ für Sie persönlich?
Der Garten ist etwas Besonderes und ich halte es hier mit Cicero, der sagte „wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen“.
Garten steht für mich für Entspannen, Glück und Zufriedenheit. Die Bibliothek für den Wissensdurst.
 

Glauben Sie, dass es durch die Krise zu einem Umdenken – in Richtung verändertes Kaufverhalten, neues Bewusstsein für Natur und Pflanzenwelt kommen wird?
Ja, ich glaube, viele KundInnen werden bewusster einkaufen. Die Themen Österreich, Regionalität, Nachhaltigkeit, Bio etc. werden noch wichtiger. Man überlegt mehr, wo kaufe ich ein, wo kommt was her, was bewirkt/löst mein Einkauf aus? Wir sind absolut bestätigt in unserem Kurs und werden diesen noch intensiver leben.
 

Welche Tipps für den Garten können Sie uns aktuell vor Beginn des Sommers mitgeben?
Der Garten ist das neue Nizza. Ganz besonders heuer gibt’s viel Urlaub daheim – da holt man sich am besten die schönsten Seiten des Südens nach Hause. Denn nichts hilft besser gegen Fernweh als südliches Flair: Zitronenduft, exotische Blüten und lange Abende mit einem Glas guten Wein mitten im Grünen. Das sind Zutaten für perfekte Sommerstunden.


Dieser Artikel wurde am 26. Mai 2020 erstellt.

Fotoquelle: Shutterstock

 

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Fotoquelle: Hermann Wakolbinger

 

Franz Koll
GF von Bellaflora Gartencenter Ges.m.b.H.

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