Elektroautos sparen Unternehmen Kosten und machen sie unabhängiger
Verbrenner, Hybrid, oder Elektroauto. Noch haben die Österreicher:innen beim Autokauf die freie Wahl. Ab 2035 soll damit Schluss sein: dann dürfen laut bisherigen EU-Plänen keine Neuwagen mehr zugelassen werden, die Benzin oder Diesel tanken. 2026 soll das entsprechende Gesetz nun doch noch einmal geprüft werden, und zwar dahingehend, dass es Auswahlmöglichkeiten für die Konsument:innen und die Industrie gibt, heißt es jüngst. Was tun? Robert Kerzendorfer, Projektmanager beim Automobil-Cluster der Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH erläutert nachfolgend die wichtigsten Fragen rund um die verschiedenen Technologien und das Thema E-Mobilität im Speziellen mit seinen Vorteilen für Unternehmen.
Welche Technologie ist derzeit am vielversprechendsten? Wird sich das batteriebetriebene Auto durchsetzen oder sind es doch eher Antriebe auf Basis Wasserstoff oder die immer wieder diskutierten e-fuels?
Prinzipiell befinden wir uns im größten Transformationsprozess der Mobilität seit Henry Ford und dem Beginn der industriellen Massenfertigung von Kraftfahrzeugen. Bezogen auf die erwähnten Technologien muss im Einsatz unterschieden werden zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen (Micromobility, PKW, Heavy Duty Anwendungen, Flugverkehr).
Während es im Bereich der Passenger Cars bereits absehbar ist, dass der größte Teil der in Zukunft verkauften Fahrzeuge batteriebetrieben sein wird, werden sich in anderen Einsatzbereichen, z.B. im Nutzfahrzeugbereich (Wasserstoff) oder Flugverkehr (e-Fuels) zumindest mittelfristig diverse technologische Lösungen wiederfinden.
Sind E-Autos tatsächlich nachhaltiger als Verbrenner, wenn man die Produktion der Batterie und den erzeugten Strom auf die gesamte Lebensdauer betrachtet?
Wenn man Methoden wie LCA (Life-Cycle Assessment) anwendet und die gesamte Lebensdauer eines batteriebetriebenen Fahrzeugs analysiert, kann eindeutig belegt werden, dass die damit verbundenen Emissionen deutlich (bis zu 90%*) unter jenen von klassischen Verbrenner–Fahrzeugen liegen und die technologische Weiterentwicklung der aktuell verwendeten Lösungen, v.a. im Bereich der Batterietechnologie, wird diesen Faktor in Zukunft noch weiter positiv beeinflussen.
Welche Vorteile bietet der Umstieg auf E-Mobilität für Unternehmen?
Für Unternehmen bedeutet die Umstellung der eigenen Fahrzeuge/Flotte(n) in erster Linie natürlich Vorteile im steuerlichen Umfeld (Sachbezug, Wegfall der motorbezogenen Steuer) aber konkret auch im täglichen Betrieb der Fahrzeuge durch geringere Servicekosten. Gegebenenfalls entstehen geringere Kosten in Kombination mit PV–Anlagen in Unternehmen durch eine direkte Nutzung für das Laden der eigenen E-Fahrzeuge.
Wie sieht es mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur aus?
In Österreich wurden in den vergangenen Jahren, neben jenen von Unternehmen für den eigenen Fuhrpark, tausende (> 22.000) öffentliche Ladestationen installiert. Der laufende Ausbau ermöglicht es Nutzer:innen von E-Mobilität somit rasch und relativ unkompliziert, nahezu flächendeckend, ihre Fahrzeuge effektiv zu laden. Hervorzuheben sind hier auch Initiativen einiger Unternehmen wie REWE, Spar oder METRO, welche ihren Kund:innen die Möglichkeit bieten, auch die Nutzung der vorhandenen Ladeinfrastruktur in Anspruch zu nehmen.
Werden wir bald Elektro-LKW auf unseren Straßen sehen?
Aktuell haben einige Länder und Regionen damit begonnen Förderprogramme (z.B. ENIN** in Österreich) aufzulegen, die es First Movern im Güterverkehr bereits jetzt ermöglicht, ihre Flotte(n) auf alternativ angetriebene Fahrzeuge umzurüsten. Die Anzahl der am Markt verfügbaren Modelle an Elektro-Nutzfahrzeugen, die für eine Ladung notwendige leistungsfähigere Infrastruktur, aktuell noch längere Ladezeiten sowie das hohe Eigengewicht von aktuellen elektrisch betriebenen LKWs werden hier aber noch einen längeren Anpassungszeitraum mit sich bringen. Außerdem wird im Güterverkehr, so wie sich die Entwicklung in diesem Umfeld im Moment darstellt, eine nicht ganz so eindeutige Ausrichtung auf das rein batteriebetriebene Fahrzeug zu sehen sein. Batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge werden in erster Linie im Last-Mile und Verteilerbetrieb zu finden sein, in Österreich ist hier z.B. die österreichische Post als Unternehmen zu erwähnen, welche seit Jahren verschiedenste Lösungen im Einsatz hat. Im Langstreckenverkehr werden Wasserstoff – Brennstoffzellen und Wasserstoffverbrenner eine Rolle spielen. E-Fuels sind auch hier aufgrund ihrer schlechten Energiebilanz kein Thema.
Wie sollen sich österreichische Zulieferbetriebe am besten auf die Herausforderungen der E-Mobilität mit unterschiedlichen Antriebskonzepten und Produzenten einstellen?
Für österreichische Zulieferbetriebe wird es essenziell sein, geschäftliche Kontakte mit jenen global agierenden Marken anzubahnen bzw. zu intensivieren, welche im Umfeld der alternativen Antriebsformen neu entstanden sind und den Markt und die Marktverhältnisse verändern bzw. verschieben, denn Fakt ist, dass der typische österreichische Zulieferbetrieb sich durch seine Innovationskraft und Flexibilität auszeichnet, die gerade in der aktuellen Phase notwendig sind, um aus der aktuellen Transformation als Gewinner hervorzugehen. Hilfestellung können auch Organisationen wie die Oö Wirtschaftsagentur Business Upper Austria und der Automobil – Cluster OÖ geben, um den Unternehmen Kontakte zu wichtigen Playern zu vermitteln und für Sichtbarkeit zu sorgen – Beispiel: Incoming Mission mit Scania durch Oberösterreich im Jänner 2024.
Welches Investitionspotential besteht im Bereich E-Mobilität in den kommenden Jahren für österreichische Unternehmen und in welchen Bereichen werden diese liegen?
Forschung und Entwicklung, welche seit jeher einen wichtigen Anteil am Erfolg eines Unternehmens dargestellt haben, werden eine noch stärkere Bedeutung erhalten. Durch die Umstellung verschieben sich die Schwerpunkte von der Motorentechnologie auf Bereiche wie Power Electronics, auf die Batterietechnologie in seiner Gesamtheit oder sämtliche Software-Themen. Hier gilt es für Unternehmen möglichst rasch Kompetenzen aufzubauen und gleichzeitig für die öffentliche Hand Rahmenbedingungen z.B. im Bereich der Ausbildung zu schaffen, um diese Herausforderungen zu adressieren und den Unternehmen die Investitionen zu ermöglichen.
Somit lässt sich zusammenfassend sagen, dass die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität enormes Investitionspotential bietet, von der Erzeugung und Speicherung des dafür notwendigen Stroms, der Ladeinfrastruktur, dem Fahrzeug selbst, Autonomous und Connected Mobility bis hin zum Recycling bzw. Second Life der Bestandteile. In einigen Bereichen dieser neuen Wertschöpfungskette (z.B. Ladeinfrastruktur – KEBA, Alveri, Go-E, Dinitech etc.) haben österreichische Unternehmen bereits ihren Fußabdruck hinterlassen, in anderen ist die Innovationskraft der – meist KMUs – gefragt, um sich ihren Anteil am Gesamtmarkt zu sichern.
Folgende Förderungen stehen für Unternehmen für E-Autos zur Verfügung:
Die Oberbank begleitet ihre Kund:innen als kompetenter und zuverlässiger Partner im Bereich Förderprodukte und Investitionsfinanzierungen im Rahmen der nachhaltigen Transformation. Zusätzlich zu den zahlreichen steuerlichen Vorteilen bei Leasingfinanzierungen sind in Österreich vor allem die Umweltförderungen der KPC für die Anschaffung von Elektro-Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur hervorzuheben. Gefördert werden:
- E-PKW für Betriebe 2024 für soziale Einrichtungen, E-Taxis, E-Carsharing und Fahrschulen (beschränkte Zielgruppe)
- Elektro-Leichtfahrzeuge & E-Zweiräder für Betriebe 2024
- E-Kleinbusse und leichte E-Nutzfahrzeuge für Betriebe 2024
- E-Ladeinfrastruktur für Betriebe 2024
- Große E-Fahrzeuge, Sonderfahrzeuge und E-Ladestellenprojekte
Dieser Artikel wurde am 01.03.2024 erstellt.
Fotoquelle: Shutterstock
*Quelle: „Environmental challenges through the life cycle of battery electric vehicles“; european union 2023; https://bit.ly/3ZbZCQG
**ENIN steht für „Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“ und für ein Förderprogramm, welches vom Bund über die FFG ausgeschrieben wurde für die geförderte Umstellung von Verbrennern auf alternativ angetriebene Fahrzeuge (ENIN - Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur | FFG)
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Fotoquelle: Hermann Wakolbinger
Robert Kerzendorfer
Projektmanager AC Automobil Cluster
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