Kapitalerhalt vor Rendite

Welche Anlageklassen es gibt und wieso eine gute Geldanlage nicht alles auf eine Karte setzen sollte.

Bei großen Vermögen steht meistens Kapitalerhalt im Vordergrund. Hoffnung auf schnelle Rendite verbunden mit viel Risiko hat keinen Platz. Auch wir setzen in der Vermögensverwaltung gezielt auf breite Streuung und bespielen viele Tasten der Klaviatur. Welche Möglichkeiten es tatsächlich gibt und warum es Sinn macht sie zu mischen erfahren Sie in diesem Artikel.


Als Anlageklasse wird im Finanzwesen eine Gruppe von Finanzprodukten genannt, welche aufgrund gemeinsamer Merkmale zusammengefasst wird. Aufgrund dieser Merkmale sind Wertentwicklung und Risiko ähnlich. Wenn sich finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen ändern, ist diese Gruppe ähnlichen Auswirkungen ausgesetzt. Weiters gilt: eine Anlageklasse darf sich nicht mit anderen überschneiden. Also muss sich ein Finanzinstrument eindeutig zuordnen lassen. Sie soll im Idealfall eine Vielzahl von Finanzinstrumenten enthalten, die eine ausreichende Risikostreuung innerhalb der Anlageklasse ermöglichen. Im Folgenden werden die wichtigsten Anlageklassen vorgestellt.

 

Aktien

Aktien sind Wertpapiere, welche die Beteiligung an einem Unternehmen (Aktiengesellschaft) verbriefen. Die wesentlichsten Rechte des Aktionärs sind die Beteiligung am Gewinn des Unternehmens und das Stimmrecht in der Hauptversammlung (Ausnahme: Vorzugsaktien). Aktien werden über eine Börse, fallweise aber auch außerbörslich gehandelt. Der Ertrag von Aktienveranlagungen setzt sich aus Dividendenzahlungen und Kursgewinnen/-verlusten der Aktie zusammen. Aufgrund von Kursschwankungen an den Finanzmärkten besteht jedoch auch das Risiko des Kapitalverlustes. Die Dividende ist der über Beschluss der Hauptversammlung ausgeschüttete Gewinn des Unternehmens. Es muss aber nicht unbedingt zu einer Dividendenausschüttung kommen. Dies hängt mitunter von der Ertragslage der Aktiengesellschaft ab. Im Wesentlichen werden an den Börsen Erwartungen gehandelt und mögliche zukünftige Entwicklungen gepreist. Angebot und Nachfrage bestimmen also den aktuellen Aktienkurs. Wenn mehr MarktteilnehmerInnen kaufen als verkaufen wollen, steigt der Aktienkurs, ist es umgekehrt, fällt er.

 

Anleihen

Anleihen (=Schuldverschreibungen, Renten) sind Wertpapiere, in denen sich der/die AusstellerIn (= SchuldnerIn, EmittentIn) dem/der InhaberIn (=GläubigerIn, KäuferIn) gegenüber zur Verzinsung des erhaltenen Kapitals und zu dessen Rückzahlung gemäß den Anleihebedingungen verpflichtet. Anleihen werden vorwiegend von Staaten, Unternehmen und anderen Institutionen begeben. Der Ertrag einer Anleihe setzt sich zusammen aus der Verzinsung des Kapitals und einer allfälligen Differenz zwischen Kaufpreis und erreichbarem Preis bei Verkauf/Tilgung. Ein Ertrag kann nur dann im Vorhinein angegeben werden, wenn die Anleihe bis zur Tilgung gehalten wird. Hat die Anleihe eine variable Verzinsung, ist eine Ertragsangabe vorweg nicht möglich. Kommt es zu einem Verkauf der Anleihe vor der Tilgung, so ist der erzielbare Verkaufspreis ungewiss. Auch muss man hier bei der Berechnung eine Spesenbelastung berücksichtigen. Bei Anleihen gibt es auch noch das Ausfallrisiko, welches die Zahlungsunfähigkeit des Emittenten/der Emittentin eines Wertpapieres bezeichnet. Dies kann zu einem teilweisen oder totalen Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

 

Rohstoffe

Rohstoffe sind eine sehr vielfältige Anlageklasse. Das Spektrum reicht von Agrarprodukten, über Metalle bis hin zur Energie. Die Preisentwicklung von Öl hängt stark von der weltweiten Konjunktur ab, hingegen beeinflusst das Wetter bei Agrarstoffen sehr oft die Entwicklung. Innerhalb der Metalle kann nochmals zwischen Edelmetallen wie Gold, Silber oder Platin und Industriemetallen unterschieden werden. Speziell Gold wird oft als eigene Anlageklasse definiert, deshalb gehen wir im nächsten Punkt genauer darauf ein.

 

Gold

Gold gilt seit jeher als sichere Investition und hat einen gewissen Wert seit Jahrtausenden erhalten. Es wird unter anderem wegen dieser Eigenschaft, wegen der globalen Akzeptanz und der Handelbarkeit zur Beimischung in gut gestreuten Portfolios verwendet. Die verschiedenen Formen der Kapitalanlage in Gold lassen sich in drei Gruppen einordnen: physisches Gold, börsengehandelte Goldprodukte (Fonds, ETC, Goldzertifikat, Derivate auf Gold) und Anteile an Goldminenunternehmen (Aktien von Goldförderunternehmen), wobei letzteres im engeren Sinn einer Aktienveranlagung zuzuordnen ist.

 

Alternative Investments

Alternative Investments sind Kapitalanlagen, welche nicht zu den traditionellen Finanzprodukten gehören. Darunter fällt vor allem Private Equity, Private Debt, Hedgefonds oder andere alternative Investmentstrategien. Ein wesentlicher Unterschied zu den herkömmlichen Finanzinstrumenten liegt in der zumeist deutlich geringeren Liquidität. Daneben unterscheiden sich die Risiko-Ertragsprofile innerhalb der einzelnen Sub-Bereiche sehr deutlich.

 

Liquidität

Liquidität oder liquide Mittel sind vor allem wichtig, um die Verwaltung eines Portfolios zu erleichtern. In manchen Marktphasen dienen sie als Hort der Sicherheit. Grundsätzlich ist eine gewisse Notreserve in dieser Form in jedem Vermögen empfehlenswert. Nach der langen Zeit der Nullzinsen gibt es in dem Bereich zumindest eine geringe Verzinsung.

 

Unsere Prämisse: Vorteile aus der Streuung ziehen

Mit einer breiten Streuung können Renditechancen gewahrt und Schwankungen ausgeglichen werden. Man macht sich die unterschiedlichen Eigenschaften der Anlageklassen im Portfolio zu nutze. Ein gut aufgesetztes Portfolio setzt daher auf eine breite Diversifikation (Streuung). Die Streuung des eingesetzten Vermögens auf verschiedene Sektoren, Länder oder unterschiedlichste Rohstoffe soll vorbeugen, dass man nicht zu sehr von der Entwicklung eines Teilbereiches betroffen ist. Das Ziel ist also das Gesamtrisiko des Portfolios zu verringern. Auf der anderen Seite steht die Konzentration auf bestimmte Anlagesektoren oder Einzelwerte. Der/die AnlegerIn erhofft sich dadurch eine besonders hohe Rendite. Jedoch ist damit das ganze Vermögen unter Umständen abhängig von nur wenigen Sektoren bzw. nur einem Unternehmen. Dem steht im schlimmsten Fall der Verlust des gesamten investierten Vermögens gegenüber.

In der Oberbank ist es Investmentphilosophie auf Diversifikation und nicht auf konzentrierte Portfolios zu setzen. Es soll eine möglichst globale Investition erreicht werden. Der Aspekt des langfristigen Vermögensaufbaus spielt eine ebenso zentrale Rolle. Das Credo lautet: „Investieren statt Spekulieren“. Besser mit einer ruhigen Hand durch die Fahrwasser der Marktphasen steuern, als jedem Trend hinterherlaufen.

 

Oberbank Asset Mix - die Steuerung der Quoten

Die Oberbank Asset Mix Sitzung wird einmal im Monat abgehalten. Zusätzlich gibt es je nach Marktphase ad-hoc Termine. Der Zweck dieser Sitzung ist die Festlegung einer Oberbank Hausmeinung. Daraus abgeleitet erfolgt die Steuerung der Anlageklassen in unseren Kundenportfolios in der Vermögensverwaltung. Darüber hinaus wird diese Positionierung in den vermögensverwaltenden Fonds der Oberbank angewandt. Nach zumeist intensiven Diskussionen zur aktuellen Marktlage durch die Teilnehmer, entscheidet das Expertengremium, ob Veränderungen in der aktuellen Asset Allokation – also der Aufteilung des Portfolios in die einzelnen Anlageklassen – vorgenommen werden soll. Das Hauptaugenmerkt liegt dabei stets darauf, eine Balance zwischen Rendite- und Ertragserwartungen herzustellen, um ein optimales Ergebnis für unser Anlagepublikum zu erwirtschaften.

 

Autor: Michael Pilz, CPM, Oberbank, Private Banking & Asset Management Oberbank

 

Dieser Artikel wurde 11/2022 erstellt.

Fotoquelle: Shutterstock

 

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Michael Kaser, MSc.

Fotoquelle: Eric Krügl

 

Michael Pilz, CPM

Private Banking & Asset Management, Oberbank

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