Oberbank Export-Forum 2024
Auf Stärken und Unterstützung setzen
Wie trotz schwieriger Bedingungen die Kurve zur grünen Wende zu schaffen ist, verrieten ausgewiesene Kapazitäten beim Oberbank Export-Forum im Donau-Forum.
Im Bild: Alice Gooderidge, Stefan Pierer, Claus Retschitzegger; Foto: ®fotosisa
Verlässliche Partner für den Export
Gastgeber Franz Gasselsberger strich vorerst die Bedeutung der Exportwirtschaft für Österreich heraus, wobei ein Drittel aller Ausfuhren aus unserem Bundesland komme. Eine wichtige Vermittlerrolle nehme dabei die Österreichische Kontrollbank ein. Sie unterstütze Projekte in herausfordernden Märkten, indem sie internationale Kooperationen fördere und der Wirtschaft mit Garantien zur Seite stehe. Umzusetzen gelte es diese Maßnahmen mit Hilfe der Geschäftsbanken wie der Oberbank. Exportfinanzierung sei auch eine ihrer Kernkompetenzen. Gasselsberger brach vor allem eine Lanze für die heimische Exportwirtschaft:
Wir haben in Oberösterreich hervorragende Unternehmen, die in puncto grüner Technologie die Nase vorne haben. Die Europäische Union hat die höchsten Umwelt- und Sozialstandards, genau das sind unsere Stärken, darauf können wir aufbauen und daraus einen globalen Wettbewerbsvorteil entwickeln.
Allerdings gelte es unter anderem die ausufernde Bürokratie einzudämmen.
Wohlstand in Gefahr
Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ, skizzierte die radikale Änderung der wirtschaftlichen Lage. Das Fundament von Wohlstand und Innovationskraft bildete noch in den 1970ern unser duales Ausbildungssystem, eine hohe Exportquote oder eine Vielzahl motivierter Mitarbeiter:innen. Derzeit wirken aber hohe Besteuerung, fehlender qualifizierter Zuzug, hohe Arbeits- und Energiekosten und mangelnde Bereitschaft zu Mehrarbeit als Bremsklötze. Unsere Republik falle daher auch hinter vergleichbar große Länder wie Dänemark oder Schweiz zurück. Pieres Appell: Wir müssen raus aus der Wohlfühlblase. Das gelinge nur, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
Heftiger Gegenwind für Exportbranchen
Claus Retschitzegger, Leiter Corporate & International Finance der Oberbank, betonte ebenso die Bedeutung des Exportes für Österreich. Derzeit sei die Situation herausfordernd, angeheizt auch durch die geopolitische Situation in der Ukraine, in Taiwan und im Nahen Osten. Dadurch und aus anderen Gründen wie der Blockade wichtiger Logistikrouten erfahren Lieferketten längere Verzögerungen. Hoffnungen setze man auf die erwarteten Zinswenden in Europa und den USA. Um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, sei es erforderlich, die wirtschaftlichen und politischen Risiken abzusichern. Dabei leiste die Kontrollbank einen erheblichen Beitrag, indem sie etwa als neues Produkt bis zu 30 Prozent der Lagerkosten als Finanzierung zur Verfügung stelle. Weiters sei das Währungsrisiko im Auge zu behalten. Exportorientierte Unternehmen sollten ebenso die so genannte Twin Transition in ihrer Strategie berücksichtigen, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung miteinander verbindet. Schlussendlich sei anzuraten, Förder- und Finanzierungsberatung in Anspruch zu nehmen.
Kontrollbank sorgt für Impulse und Entlastung
Keynote Speaker Helmut Bernkopf, Vorstand der OeKB, wies auf die 5 Servicebereiche seines Instituts hin: Export, Kapitalmarkt, Energiemarkt, Entwicklungsfinanzierung und Tourismus. Der Grüne Deal, der vorsieht, Europas Wirtschaft ressourceneffizient und wettbewerbsfähig zu gestalten, verlange hohe Investitionen, hierzulande 140 Milliarden Euro. Die Kontrollbank unterstütze dabei mit Krediten mit längeren Laufzeiten, günstigeren Konditionen und höheren Haftungsübernahmen. Sie möchte zum einen im Inland die Standorte festigen und ausbauen, um die Exporte anzukurbeln. Das Projekt „Green Energy“ sei für den Umstieg auf nachhaltige Energiequellen vorgesehen, „Exportinvest GREEN“ ziele auf die Umweltverbesserung wie Abwasserreinigung. Im Ausland übernehme die Kontrollbank zum anderen die Absicherung von Geschäften, oft mit 100 Prozent Deckung. Mit Shopping Lines schließlich biete sie ausländischen Kreditinstituten flexible Finanzierungslinien für mittel- bis langfristige Kredite an für Einkäufe bei österreichischen Unternehmen. Damit sollen vor allem neue Absatzmärkte erschlossen werden.
Anregendes Abschluss-Gespräch
Zur Abrundung des Abends nahm Moderatorin Martina Salomon, Herausgeberin des Kurier, die Referenten und zusätzlich Alice Godderidge, CEO der Poloplast, ins „freundliche“ Verhör. Dabei wurden auch Wünsche und Forderungen an die Politik formuliert. Etwa, dass die EU-Kommission technologieoffen sein sollte. Österreich wiederum habe Anreize zu setzen oder auch Netzwerke zu schaffen, zum Beispiel Handelsverträge mit neuen Ländern wie Brasilien oder Indonesien abzuschließen. Auffallend sei ebenso, dass die Bereitschaft zur Mehrleistung im Ausland — zum Beispiel in Asien – viel ausgeprägter als in Österreich sei. Modelle, wie sie die Kontrollbank anbiete, könnten auch Vorbild für andere Bereiche sein. Genauso könnten Politiker die langfristig und nachhaltig orientierte Mentalität von Unternehmern als Beispiel nehmen.