Der Urban Gardening Guide
Wie sich mit geringen finanziellen Mitteln mehr Natur in die Stadt bringen lässt
Gärtnern in der Stadt liegt voll im Trend. Wer über einen Balkon, eine Terrasse oder auch ein Plätzchen im Innenhof verfügt, kann selbst Kräuter, Obst oder Gemüse anpflanzen. Wer nicht zu den Glücklichen zählt, begibt sich am besten auf die Suche nach Urban Gardening Projekten in der Heimatstadt, denn Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgärten sowie Selbsterntefelder sind schon längst keine Seltenheit mehr.
Kreativität und Nachhaltigkeit auf kleinem Raum
Gerade jetzt im Frühling treibt es uns förmlich nach draußen. Viele haben dann auch den Drang, etwas zu gestalten, etwas zu tun. Was liegt da näher, als den eigenen Balkon optisch bzw. kulinarisch zu nützen oder sich an einem Gartenbauprojekt im städtischen Raum zu beteiligen? Wer in der Stadt lebt, hat zwar meist keine großen Flächen zur Verfügung, aber wie heißt es so schön „Die Not macht erfinderisch“. Außerdem tut man der Stadt und dem Klima mit Urban Gardening etwas Gutes: Die Pflanzen dienen durch ihre Verdunstungskühle als natürliche Klimaanlagen in dicht bebauten Gebieten.
Wussten Sie, dass es in Österreich über zwei Millionen Gärten, rund 1,3 Millionen Balkone und fast eine Million Terrassen gibt? Viele davon sind nach wie vor ungenützt, genauso wie zahlreiche graue Innenhöfe. Durch eine sinnvolle Begrünung gewinnt der städtische Raum an Lebensqualität, der soziale Zusammenhalt wird in Gemeinschaftsprojekten gestärkt und auch in puncto Biodiversität tut man Gutes. Durch lokale Nahrungsmittelproduktion und -konsum werden Transportwege verkürzt und damit der CO2-Ausstoß verringert. Lokales Recycling von kompostierbaren Abfällen und Abwässern unterstützt den natürlichen Stoffkreislauf. Und auch für unsere tierischen Mitbewohner leisten wir einen Beitrag: Urbane Gärten bieten einen wertvollen, wiedergewonnenen Lebensraum für Vögel, Bienen und Insekten.
Die passenden Konzepte für Terrasse und Balkon
Sie verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse? Perfekt! Vorweg ein wichtiger Tipp: Die richtige Bepflanzung für den Balkon will gut überlegt sein. Einfach drauf loslegen ist meist kontraproduktiv. Allen voran sollten Sie sich folgende Fragen stellen: Wie viel Platz habe ich zur Verfügung? Wie ist mein Balkon ausgerichtet – Norden, Süden, Osten oder Westen? Und: Welche Farben passen zu meiner Balkondekoration?
Kräuter sind generell ein guter Plan für den Balkon oder die Terrasse. Petersilie, Rosmarin, Thymian, Dill und Zitronenmelisse aber auch Schnitt- oder Pflücksalate lassen sich dort wunderbar ziehen. Die Nähe zum Wohn- bzw. Kochraum ist ein Vorteil, wenn man schnell noch etwas Würze „schnipseln“ möchte. Wer etwas mehr Platz zur Verfügung hat, kann auch Blütensträucher pflanzen. Der Oleander wird beispielsweise rund zwei Meter hoch, auch Gartenhortensien sehen hübsch aus.
Mittlerweile gibt es darüber hinaus mobile Hochbeete für Balkone. Die Vorteile: Sie sind flexibel verschiebbar und nehmen wenig Platz ein. Auch stylische Pflanzentaschen lassen sich am Balkon, z.B. am Geländer, wunderbar anbringen. Wichtig: Wer auf der Terrasse oder am Balkon „schwerere Geschütze“ auffahren möchte, sollte sich jedenfalls vor der Anschaffung mit dem Vermieter oder einem/einer HaustechnikerIn absprechen. Denn das Gewicht von wassergesättigter Erde ist nicht zu unterschätzen.
Do it yourself – Vertical Gardening
Kübelpflanzen auf den Balkon stellen, das kann jeder. Um den zur Verfügung stehenden Platz am besten zu nützen, empfiehlt es sich durchaus mal etwas anders zu denken. Wer es gerne etwas luftiger hat, kann Balkonhängetöpfe anbringen. Diese sind mit einem Haken versehen und werden direkt am Balkongeländer angebracht. Auch Hängeblumen sind eine gute Wahl – Silberregen, Gundermann oder die Hänge-Geranien schmücken jeden Balkon. Sie möchten sich selbst an der Errichtung einer vertikalen Konstruktion versuchen? Dann starten Sie doch am besten mit einer Blumentreppe oder einem Pflanzenregal. Auch Alltagsgegenstände lassen sich wunderbar neu interpretieren. Unorthodoxe Pflanzgefäße wie alte Stiefel, ein umgedrehter Regenschirm oder eine Holz-Schublade im Shabby-Look eignen sich als innovative Pflanzengefäße.
Vertical Gardening ist eines der Trend-Stichworte zum Thema Balkonbepflanzung. Wer nicht viel Budget hat, um ein hochwertiges Wandsystem anzuschaffen, kann Marke Eigenbau eine Europalette begrünen. Diese wird vertikal aufgestellt, die unteren Abschnitte isoliert und mit Erde befüllt. Die Europalette lässt sich übrigens auch wunderbar für einen floralen Wandteppich hernehmen.
Sie trauen sich etwas mehr zu? Dann versuchen Sie sich an einem vertikalen Gemüsebeet. Verwenden Sie dazu schmale Pflanzenkübel und befestigen Sie diese übereinander an der Wand – Salat lässt sich so wunderbar ziehen. Oder bepflanzen Sie aufgeschnittene Rohre. Das macht nicht nur optisch etwas her, sondern ermöglicht auch den heimischen Gemüseanbau trotz überschaubarem Platzangebot. Achtung beim Wässern: Es gilt, je höher die Pflanze angebracht ist, desto mehr Wasserbedarf hat sie.
Urban Gardening in der Wohnung
Naheliegend: Das Fensterbänkchen in der Küche nützen, zum Beispiel mit Kräutertöpfen, die man beim Gärtner ums Eck oder im Lebensmittelhandel ersteht. Wer das Gärtnern indoor auch als Design-Komponente nützen möchte, kann mit Kräuterleitern, Hängetöpfen, Raumteilern oder Vertikalgärten arbeiten. Außerdem gibt es sogenanntes „Säulenobst“ – dieses wird extra so gezüchtet, dass es klein bleibt (z.B. bestimmte Äpfel oder Pflaumen). Auch Beeren nehmen im Wohnraum wenig Platz weg und laden zum Naschen ein. Wer selbst Hand anlegen möchte, baut sich sein eigenes Kräuterregal, z.B. aus alten Europapaletten oder einfach mit einem zweckentfremdeten Wandregal. Oder Sie verbinden hübsche Körbe mit Seilen und hängen Sie übereinander. Schick aussehen wird das auf jeden Fall!
Gemeinsam Garteln
Die gute Nachricht für all jene, die über keinen Balkon oder Terrasse verfügen: Es gibt in Österreich bereits zahlreiche gemeinschaftliche Urban Gardening Projekte. Neben dem Austausch über Nahrungsmittelproduktion und Pflanzenanbau steht die Arbeit in der Gemeinschaft im Vordergrund. So bestehen Kooperationen bei denen sowohl Universitäten wie auch die Nachbarschaft eingebunden werden. Nebst der Lebensmittel- und Pflanzenkunde, die man seinen Kindern dadurch zuteil werden lässt, ist das oft auch ein kultureller Treffpunkt – Menschen mit unterschiedlichster Herkunft und aus unterschiedlichsten sozialen Schichten arbeiten gemeinsam an einem Projekt – das verbindet und stärkt das gesellschaftliche Miteinander.
So werden brachliegende Flächen neu genutzt, oft auf Anstoß der Stadtverwaltung oder auch auf Initiative Privater. Ein Beispiel ist der Gemeinschaftsgarten Donaukanal in Wien. Hier werden rund 300 Meter entlang der Donau gemeinschaftlich bepflanzt. Mitgarteln kann hier jeder, solange genug Platz ist. Der Garten steht auch für Nicht-Mitglieder oder Passanten offen und ist daher nicht eingezäunt. Freie Beetplätze werden chronologisch nachbesetzt, es wird eine Warteliste geführt. Zur Verfügung stehen 25 Hochbeete zu je einem Quadratmeter. Die Gruppe der aktiven GärtnerInnen dort umfasst derzeit ca. 30 Personen.
Eines der größten Projekte in Österreich ist die City Farm Augarten. Mehr als 4.000 m² wertvollster innerstädtischer Freifläche bieten dort die Voraussetzungen für einen einzigartigen urbanen Lebens- und Lerngarten, bewirtschaftet nach den Prinzipien des biologischen Landbaus. Kinder- und Themenbeete werden durch den Pfad der Gemüsevielfalt verbunden, wo unzählige Arten und Sorten wachsen, die es in keinem Supermarkt zu kaufen gibt. Der Kompostplatz sorgt für geschlossene Nährstoffkreisläufe. In einer mit Solarstrom betriebenen Gartenküche kann die Ernte verarbeitet und genossen werden. Auf Holzhochbeeten wächst im Sommer die umfangreichste Paradeiser-Sortensammlung Wiens, im Winter findet man dort den einzigen Frischgemüse-Schaugarten der Stadt.
Von solchen aber auch deutlich kleineren Projekten gibt es hierzulande mittlerweile eine große Auswahl. Also, keine Zeit verlieren: Rein in die Gartenstiefel und raus in die städtische Natur!
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Dieser Artikel wurde am 30. Juni 2020 erstellt.
Quellen: www.umweltberatung.at
Fotoquelle: iStock
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